Paar-Check gefälligst? – Wie gehen wir eigentlich miteinander um?

 

Auch wenn es schön ist, nicht allein zu sein, stellt die Pandemie für viele Paare doch eine wahre Herausforderung dar: Gereiztheit, Unzufriedenheit, Langeweile, Sorge um den Arbeitsplatz, Gemeinsam die Wohnung oder das Haus für’s homeoffice teilen oder die Kinderbetreuung.

 

Aber was belastet uns eigentlich wirklich?

 

Die Doppelbelastung wird jetzt durch Corona verstärkt: Homeoffice, home-schooling und gleichzeitig Hausarbeit! Viele Frauen oder Männer können sich durch die zusätzliche Belastung kaum auf ihre Arbeit konzentrieren. Es fehlt an Pausen und Ruhezeiten.

 

In meiner Praxis erlebe ich aktuell Paare, die mit dieser Situation schlecht oder gar nicht klarkommen. Was er oder sie kocht schmeckt nicht – sogar die Kinder nörgeln am Essen herum. Die Waschmaschine ist schon längst überfällig und räumt sich nicht von alleine aus, aber keiner sieht es. Der Ton ist etwas „schärfer“ als sonst und schnell wird geschwiegen oder der andere zieht sich beleidigt zurück. Die Schuldvorwürfe nehmen zu.  Bisher gelebte und „eingeschliffene“ Rollen werden weitergelebt. Sie fallen jetzt nur mehr auf als sonst: Z.B. gehört dem einen das Sofa, während der andere in der Küche steht und sich nach einem anstrengenden Tag um das Essen für alle kümmert……und sich heimlich wünscht, auch einmal bekocht zu werden.

 

Das Problem ist ganz oft: Es wird nicht darüber gesprochen, was einen selbst ärgert oder traurig macht – der Harmonie willens. Und wenn doch, dann im falschen Ton, weil „das Fass schon längst übergelaufen“ ist. Wertschätzung oder Respekt geht verloren, dafür werden um so mehr Vorwürfe gemacht. Ein Teufelskreislauf entsteht und Paare schaffen es oft nicht mehr, diesen zu unterbrechen. Als Lösung wählen sie dann oft für sich selbst den Rückzug: Jeder macht sein Ding und ist ruhig, dann kann es auch nicht „knallen“.

 

Und wenn sich ein Paar doch traut und versucht, etwas zu verändern, dann scheitern Bemühungen, etwas zu verändern, oft daran, dass sie nur „pseudomäßig“ versprochen werden. Für eine gewisse Zeit geht es oft auch gut, aber dann verblassen diese Versuche wieder und alles ist wie immer.

 

Kritisch wird es, wenn ein Partner beginnt, die Beziehung in Frage zu stellen. Wenn er hinterfragt, ob die Beziehung noch Sinn macht.

 

Die viele Zeit, die wir Menschen jetzt gemeinsam haben, könnten wir nutzen. Nicht nur um unsere Wohnungen zu renovieren, einen Swimmingpool zu bauen oder mehr Fahrrad zu fahren als sonst. Wie wäre es, diese Zeit in die Partnerschaft zu investieren.

 

Ziehen Sie „Bilanz“ und machen Sie einen „Paar-Check“: Was läuft schon gut? Was könnte noch besser laufen? Oder führen Sie die Zwiegespräche ein – regelmäßig. Lernen Sie sich wieder gegenseitig kennen. Wie das geht?

 

Die Anleitung dafür finden Sie unten.

Und wenn Sie das Gefühl haben, Sie kommen alleine nicht weiter, dann trauen Sie sich und nehmen Sie professionelle Hilfe in Anspruch. Gerne bin ich Ihnen behilflich!

 

Viele Grüße aus der „Herzenswerkstatt“

 

Ihre

Michaela Jarzynski

 


Zwiegespräche * - oder wie Paare wieder miteinander reden lernen......

Das Zwiegespräch

 

 

Wenn es in der Kommunikation von Paaren „klemmt“ – wenn Mann und Frau in der Kommunikation „festgefahren“ sind und viel zu wenig miteinander reden oder bestimmte Themen nicht ansprechen ….. dann wird es Zeit, die Paar-Kommunikation wieder zu trainieren.

 

Wir organisieren den Alltag – Beruf, Einkäufe, Arzttermine, Vereine….. aber die wenige Zeit, die uns in der Partnerschaft bleibt, reicht oft nicht aus, um über sich – Gedanken, Gefühle, Verletzungen, Wünsche, Träume, Erlebtes…. zu reden.

 

Das Zwiegespräch ist eine sehr gute Methode, um zur Sprache zurückzufinden.

 

Paare tauschen sich regelmäßig für eine bestimmte Zeitspanne

(z.B. 30 Minuten) aus und lernen sich neu kennen:

 

·  Das Gespräch sollte an einem ruhigen Ort stattfinden, an dem keine anderen Menschen sind.

 

·  Es sollte ein fester Wochentag gewählt werden.

 

·  Das Gespräch findet idealerweise wöchentlich einmal statt.

 

·  Sitzen Sie gegenüber, so dass Sie sich in die Augen sehen können.

 

·  Thema: Ich erzähle, was mich aktuell beschäftigt.

 

·  Das Einhalten/Erinnern des Termins übernimmt beim 1. Gespräch einer von beiden, beim nächsten Gespräch dann Wechsel: Der/die andere erinnert daran.

 

·  Beginn des Gesprächs: Eine Person erzählt – die andere Person achtet auf die Einhaltung der festgelegten Zeit (z.B. 30 Min.- für das Erstgespräch empfiehlt sich 15 Min. pro Person) und spricht nicht – hört lediglich zu. Nach Ablauf der Zeit, Wechsel: Nun spricht der/die  Andere.

 

·  Gesprächsinhalt darf alles sein, was den Redner/in beschäftigt – wichtig: Aus der ICH-Perspektive erzählen. Z.B. „Ich freue mich, wenn eingekauft  ist“  - statt: „Du könntest auch mal einkaufen.“. Es sollen keine Vorwürfe gemacht werden o.ä.

 

Lernen Sie, von sich selbst zu sprechen, dem anderen zuzuhören und die eigenen Bedürfnisse und dies des Anderen kennen. Konflikte aktiv lösen. Viel Freude beim Ausprobieren!

 

Eine wunderbare Methode, um sich wieder oder neu kennenzulernen.

Literatur-Tipp:

*) Moeller, Michael Lukas (1988). Die Wahrheit beginnt zu zweit. Das Paar im Gespräch. Reinbek (Rowohlt)